Asset Allocation - welche Anlagestrategie passt zu mir?
Asset Allocation? Das bedeutet Vermögens-Verteilung. Welche Vermögenswerte Du zu welchen Anteilen besitzt. Die Verteilung der Assets (Auch: Anlagen, Vermögenswerte) bestimmt das Risiko/Chancen Verhältnis, hierbei gibt es nicht die eine Lösung, weil jeder eigene Kriterien hat.
Für eine optimale Anlagestrategie gilt es, die persönliche Asset Allocation zu bestimmen, herzustellen und sie danach regelmäßig durch Umverteilung (Rebalancing) wiederherzustellen.
1. Welche Assets gibt es?
Jede Assetklasse (Aktien, Immobilien, Gold, Bargeld, Rohstoffe, Anleihen, Kryptowährungen, zB über Bitwala, P2P Kredite etc) hat ein Spannungsverhältnis zwischen der erzielbaren Rendite, dem (Teil-)Verlustrisiko und der Liquidität.
Es gibt leider nicht die eine perfekte Anlageklasse, jede Investition hat Vor-& Nachteile, beziehungsweise ein spezifisches Risiko-Chancen-Verhältnis. Eine sehr wichtige Komponente ist auch der Zeithorizont der Anlage. Je jünger und wohlhabender der Investor, desto höhere Risiken (Chancen) kann er eingehen. Allerdings bietet nicht jedes Risiko auch eine große Chance. Die Kunst ist es also, gezielt Risiken einzugehen um mehr Rendite zu erwirtschaften.
Das magische Rendite Dreieck rechts zeigt das Spannungsfeld in der Geldanlage zwischen Rentabilität, Sicherheit und Liquidität. Eine Anlageklasse die wenig Rendite bringt, ist aber nicht nicht zwangsläufig sicher und liquide (s. Anleihen). Unten gibt es eine grobe Übersicht der Einordnung verschiedener Anlageklassen in das magische Dreieck.

Bargeld & Tagesgeldkonten

Bargeld, Girokonten oder Tagesgeldkonten haben derzeit eines gemeinsam, ihr Wert sinkt jedes Jahr um die Inflation. Auch sind weder Bargeld (Diebstahl) sowie Konten (Insolvenz des Bankinstitut (in Europa bis 100.000€ gesichert)) sicher.
Kurzfristig ist es relativ sicher Cash und Kontengeld zu besitzen, langfristig allerdings ist das Inflationsrisiko beachtlich (insbesondere im Hinblick auf die enormen erhöhten Geldmengen der EZB und der Niedrigzinsen). Geld (auch FIAT Geld genannt) selbst hat keinen Wert, es wird nur wertvoll, weil wir es als Zahlungsmittel akzeptieren.
⇒ Bargeld und Giro-/Tagesgeldkonten sind nicht total sicher, versprechen aber keine Rendite.
Aktien & Aktien-ETFs

Bei Aktien gibt es einen Unterschied zwischen Einzelaktien, die je nach Diversifizierung kurzfristig sehr hohe Chancen und sehr hohe Risiken bergen, weil Totalausfälle und sehr starke Schwankungen möglich sind. Breite Aktien-ETFs wie MSCI World hingegen haben kurzfristig auch Ausschläge nach oben oder nach unten, aber langfristig (>14 Jahre) kann man von einem sehr guten Chancen / Risiko Verhältnis ausgehen. Zudem ist der zeitliche Aufwand sehr gering. Bei Aktieninvestments sind langfristig auch sehr gute Renditen erwirtschaftbar, allerdings ist eine Überrendite über dem Gesamtmarkt (alpha) nur bei hohem Zeitaufwand, Glück und hoher Kompetenz möglich.
⇒ Aktien und Aktien-ETFs sind langfristig eine Asset-Klasse mit sehr hoher Renditeerwartung. Breit gestreute ETFs verringern zudem das Risiko – vor allem für Kleinanleger, die sich sonst nur wenige Aktien-Positionen kaufen könnten.
⇒ langfristig sehr gutes Chancen/Risiko Verhältnis
Immobilien

Immobilien sind in den letzten 10 Jahren extrem gut gelaufen, das liegt in erster Linie an den signifikanten Zinssenkungen. Da die Zinsen nun auf 0% liegen, ist dieser Effekt in der Zukunft eher unwahrscheinlich. Durch die expansive Geldpolitik der Zentralbanken sind gute, stabile Geldanlagen (Immobilien, Aktien, Gold) gestiegen. Wie sich dieser Effekt weiter entwickeln wird, weiß niemand.
⇒ sehr hoher Aufwand und Klumpenrisiko
⇒ durch Hebeln mit günstigem Fremdkapital sind sehr gute Renditen möglich
mehr zu immobilienAnleihen

Anleihen kann man sich wie Kredite für Staaten und Unternehmen vorstellen. Ich gebe einem anderen Geld und bekomme dafür Zinsen. Anleihen sind in einer riskanten Niedrigzinswelt das schlechteste aus allen Welten. Die Rendite ist schlecht, das Risiko trotzdem hoch (viele UN sind Insolvenz-bedroht) und die Liquidität ist auf Grund fixer Laufzeiten auch schlecht. Wenn überhaupt Anleihen dann lieber ein Anleihen ETF, er bietet eine bessere Diversifizierung als Einzelanleihen.
⇒ wenn überhaupt nur sichere Anleihen, aber dann ist die Rendite schlecht. Chancen/Risiken Verhältnis prüfen
Gold

Viele Investoren schwören auf einen Absicherungseffekt von Gold, vor allem Vermögende, die Ihre Mittel eher sichern als aufbauen wollen. Gold selbst „erwirtschaftet“ keine Rendite, sondern ist immer nur soviel wert, wie andere darin sehen. In Zeiten, in denen Währungen wackeln, steigt der Goldpreis häufig. Auch schützt Gold gegen Inflation. Langfristig gesehen kann der Goldpreis allerdings nicht mithalten mit Aktien. Zudem sinkt der Goldpreis bei fallender Liquidität der Märkte auch mit. In wirklich harten Krisenzeiten ist ein Schrebergarten nützlicher als eine Unze Gold
Gewinne aus physischem und Xetragold sind zudem zur Zeit noch nach einem Jahr steuerfrei.
⇒ Gold als Beimischung beliebt (häufig wird 10% genannt)
Rentenversicherungen

Die aus meiner Sicht unsinnigste Anlageklasse, die allerdings von Deutschen signifikant verwendet wird, ist die private Rentenversicherung. Die folgenden Argumente sprechen gegen private Rentenversicherung:
- Die extrem hohen Vertriebskosten gehen auf Kosten der Rendite (im Schnitt 4%!!!)
- Die Verwaltungskosten gehen auf die Rendite
- Die Renditeerwartung ist trotz höherer Abgaben langfristig nicht höher als ein breit diversifiziertes ETF Portfolio
- Die Versicherungen sind so gerechnet, dass der Versicherte deutlich älter werden muss als die Lebenserwartung
⇒ Finger weg, auch steuerbegünstigte Policen (Rürup, Riester) lohnen sich fast nie (lieber „privates Vorsorgekapital“ beim Arbeitgeber wenn möglich)
⇒ Eine Ausnahme kann eine Lebensversicherung sein, wenn mehrere Menschen von dem Verdienst einer Person abhängt. Das ist dann aber keine Anlage, sondern eine Risikoabsicherung. Dieser Schutz kommt zu einem hohen Preis!
Mehr zu den Nachteilen von VersicherungenHumankapital

Multiplizieren das durchschnittlich erwartete Jahreseinkommen mit den bleibenden Berufsjahren. Wer jung und gut ausgebildet oder motiviert ist, bekommt schnell Millionensummen zusammen.
Humankapital sollte niemals außer Acht gelassen werden, sondern durch Weiterbildungen, Netzwerken und gezielte Jobwechsel optimiert werden.
⇒ je jünger, desto höher das Humankapital
⇒ je mehr Geld vorhanden ist, desto höher ist der Investitionshebel
2. Wähle Dein Risiko/Chancen Verhältnis
Je nachdem, welches Ziel verfolgt wird und wie groß der Anlagehorizont ist, bieten sich verschiedene Anlageklassen an.
Ich unterteile meine Aktien z.B. in passive ETF (MSCI World & Emerging Markets), aggressivere ETFs (small cap, Momentum) und riskantere Einzeltitel. Da mein Anlagehorizont noch recht lang ist, kann ich Schwächephasen aussitzen und bin an hohen Renditen interessiert.
Das Mischen verschiedener Assetklassen führt zu einem geringeren Gesamtrisiko des Portfolio, da sich diese in verschiedenen Marktphasen nicht gleich verhalten. Diversifizierung sorgt also für weniger Risiko bei gleicher Renditeerwartung. Allerdings kann ein Audi-Mitarbeiter, der VW Aktien und eine Immobilie in Ingolstadt besitzt, auch mit verschiedenen Assetklassen schlecht diversifiziert sein.
Mögliche Anlageziele
Die folgenden Fragen helfen beim Zusammenstellen der passenden Asset Allocation:
- Wo auf dem magischen Rendite-Dreick fühle ich mich wohl? (Rendite, Liquidität, Sicherheit)
- Was ist mein Anlagehorizont?
- Wieviel Aufwand möchte ich in den Vermögensaufbau stecken?
- Was ist das Anlageziel?
- Wann brauche ich das Geld, welches angelegt ist?
- Wie sicherheitsbedürftig bin ich? Was für Schwankungen halte ich aus?
- Bin ich bereit für Sicherheit auf Rendite zu verzichten?
- Kann ich mit viel Liquidität umgehen, oder gebe ich mein verfügbares Geld immer aus? ⇒ wieviel Spar-Disziplin habe ich?
Beispiel Portfolio 1: klassisches Weltportfolio

Ein Seipiel für ein Weltportfolio: der Anleger kann einen Notgroschen halten und den Rest in Aktien ETFs: einen Teil in einen MSCI World ETF und ein Teil in einen MSCI Emerging Markets (EM) ETF.
Der Vorteil dieser Asset Allocation ist der minimale zeitliche Aufwand, bei recht hoher Renditeerwartung. Bei insgesamt kleinem Vermögen (<30.000€) macht es kaum Sinn mehr als 2 ETF-Positionen zu haben. Wer Lust hat, kann mit minimalen Summen Einzelaktien hinzufügen.
Beispiel Portfolio 2: REndite fokussiert

Ein junger, renditeorientierter Anleger/in kann sein Portfolio zum Beispiel aus verschiedenen Faktor ETFs zusammenstellen, die in der Vergangenheit über sehr lange Zeiträume Überrenditen gebracht haben. Einen Momentum ETF, einen Dividenden ETF (zB dividend aristocrats), einen small cap ETF und einen emerging markets ETF.
Wenn diese Strategie über ETFs abgebildet wird, ist sie auch mit kaum Zeitaufwand verbunden. Zu beachten ist hier, dass die TERs (total expense rates), also Kosten, dieser Faktor ETFs höher sind, aber die höhere Rendite nicht immer wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte. Um noch stärker zu diversifizieren wäre auch ein REIT (real estate investment trust) denkbar.
Beispiel Portfolio 3: stark diversifiziert
3. Umsetzung der asset allocation
IST-Aufnahme
Das Wichtigste an jeder Strategie ist die Umsetzung. Dazu wird erstmal eine IST-Aufnahme gemacht, hierbei bitte nicht das Humankapital vergessen. In die Asset Allocation lässt sich das Human Kapital allerdings schlecht quantitativ integrieren wegen des zeitlichen Versatzes. Insbesondere bei jüngeren Menschen macht dieses Humankapital den Großteil aller Assets aus und es lohnt sich viel Zeit in Weiterbildung und z.B. gezielte Jobwechsel zu investieren.
IST-SOLL-Vergleich
Wenn alle aktuellen Assets aufgeschrieben wurden, wird der IST mit dem SOLL Stand verglichen und angepasst. Hierbei eher nicht die gesamten gewünschten Aktien- oder Goldbestände auf einmal kaufen, sondern über mehrere Zeitpunkte streuen.
Wichtige Fragen: Sollte ich die alten Assets verkaufen und umschichten, oder lieber liegen lassen und ab jetzt andere Assets besparen. Habe ich schon ein Depot? Ist meine Hausbank günstig/passend oder gibt es bessere Broker?
Broker-VergleichWelche Tools kann ich nutzen um schneller bessere Ergebnisse zu erzielen/eine bessere Übersicht zu bekommen?
ToolboxJährliches Rebalancing
Später sollte dann einmal im Jahr eine Bestandsaufnahme gemacht werden und überprüft werden, ob die Asset Allocation noch passt, oder ob umgeschichtet (Rebalancing) werden muss um den SOLL-Stand wieder zu erreichen.
Die Theorie dahinter ist, dass eine Assetklasse die besonders gut performt hat (=höhere Gewichtung im Portfolio), langfristig wieder auf die durchschnittliche Rendite kommt.
Halte durch!

Und dann: DURCHHALTEN. Lange, sehr lange dauert es, bis sich ein Vermögen aufbaut. Es gibt leider keinen schnellen Weg. Obwohl es irgendwann schneller geht (exponentielles Wachstum 😉 )
„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.“ Kostolany
Das lange Durchhalten lohnt sich. Wichtig ist es dranzubleiben, gerade dann, wenn die Aktienmärkte schwächeln. Da lohnt es sich besonders. Wir machen halbjährlich Investment Treffen mit Freunden und diskutieren über aktuelle Strategien und Aktuelles.