Warum Privatanleger Vorteile gegenüber großbanken haben
Warum Du Deine Finanzen in die Hand nehmen solltest
„When trillions of dollars are managed by Wall Streeters charging high fees, it will usually be the managers who reap outsized profits, not the clients. Both large and small investors should stick with low-cost index funds.“ Warren Buffett, 2016
Deine Vorteile als Privatanleger
Gegen die Großen kannst Du als Kleinanleger nicht mithalten? Das stimmt nicht, Du hast sogar einige signifikante Vorteile.
Wie haltet Ihr es mit Euren Finanzen? Im Gegensatz zu Dienstleistungen von Friseuren, Ärzten, Masseuren oder Putzengeln ist das Thema Finanzanlage deutlich komplexer. Erfahrung und Bildung führt nicht zu höherer Rendite. Außerdem gibt es in der Geldanlage ein 80/20 Prinzip, das langfristig eher ein 100/02 Chancen/Aufwand Verhältnis hat: ETF Sparpläne.
Dieser Artikel ist eher für fortgeschrittene Anleger geeignet, wer einsteigen möchte (gute Idee!!!) ist hier besser aufgehoben. Wenn Du hier alles verstehst – umso besser. Alles hier sind nur Ideen und keine Beratung.
1. Du wirst nicht reguliert
Banken, Rentenfonds und Co werden von Staat, Öffentlichkeit, Kunden und auf weitere Arten reguliert. Verständlich, nachdem viele Anleger in der Lehman Krise durch undurchsichtige Zertifikate Geld verloren.
- Die Performancewerte von Versicherungen/Fonds müssen jederzeit wettbewerbsfähig sein um neue Kunden zu gewinnen. Besonders vor Quartals- oder Jahresberichten stehen Trader enorm unter Druck. Das kann dazu führen, dass Risiken unnötig minimiert oder maximiert werden. Der Einzelanleger hat hier den Vorteil: er muss kein kurzfristiges Ergebnis-Tuning betreiben, sondern kann langfristig denken.
- Versicherungen unterstehen den strengen Solvency-II-Regeln (Kapitalanforderungen, regelmäßige Kontrollen, detailliertes Berichtswesen) , der EU und Fondsmanager denen des Mifid-Regelwerk (20.000 Seiten). Diese Auflagen schützen natürlich den Anleger, gleichzeitig engen sie den Entscheidungsspielraum der Investmententscheidungen ein.
- Wer eine Überperformance erwirtschaften möchte, muss anders als der Markt agieren. Solange das erfolgreich ist, ist der Erfolg sicher, aber wenn die Strategie ein, zwei oder dreimal nicht aufgeht…? Dann wird der Entscheidungsträger gefeuert. Und wer ahnt schon, ob ein Corona-Virus, eine Naturkatastrophe oder neue Zoll-Kriege ausbrechen werden? Weil Unterperformance gegenüber dem Markt so stark abgestraft wird, halten sich sehr viele Investmentmanager nah am Markt (was sie dann allerdings überflüssig macht). Dieses Phänomen ist unter dem Vinik-Effekt bekannt. Jeffrey Vinik war Fondsmanager bei Fidelity und hat über lange Zeit Überrenditen erwirtschaftet, weil er gegen den Strom schwamm. Doch irgendwann hatte er Pech, war schlechter als Vergleichswerte und musste Fideltity verlassen. Eine Sorge, die Privatanleger nicht umtreiben muss – er muss sich nicht rechtfertigen falls unerwartete Dinge passieren, sondern kann entspannt gegen den Markt wetten.
Der aktive Privatinvestor hat also Vorteile gegenüber dem Aktienfond-Manager, wenn er den „Markt outperformen“ möchte, weil er nicht reguliert wird und das einzige Risiko sein eingesetztes Kapital ist – nicht aber sein „Humankapital“ wie ein Investmentmanager.
2. Du musst im crash nicht verkaufen
Im Crash alle Aktien verkaufen wer macht denn sowas? Gut, wenn sich ein Crash ankündigt, kann man noch probieren, das Kapital zu sichern und zu tieferen Kursen nachzukaufen – aber zu Tiefstständen verkaufen?
Sobald ein Produkt eine Mindestrendite verspricht (z.B. eine Aktien-haltige Rentenpolice mit mickriger, garantierter Jahresrendite von 0,02%), müssen die Aktienanteile (Hochrisikoanteile) verkauft werden, sobald die Gesamt-Renditeerwartung des Produkts unter diese fällt. Das bedeutet, diese Finanzprodukte müssen im Crash Aktien zu sehr schlechten Kursen verkaufen, die sie dann später teurer nachkaufen. Dieses Problem haben z.B. Riesterrenten mit Aktienanteil, Robo Advisor und viele andere Produkte (für reine Aktienfonds gilt diese Regel natürlich nicht). ⇒ sie werden zu zyklischem Verhalten gezwungen – garantierte Renditen sind sehr, sehr schlecht für die Rendite!
Als Privatanleger kannst Du einen Crash bei ausreichenden Cashrücklagen aussitzen, vielleicht sogar nachkaufen, und Deine Renditeaussicht bedeutend erhöhen!
3. Du hast signifikante Kostenvorteile
Großinvestoren haben Kostenvorteile? Für einzelne Transaktionen mag das gelten, aber: wer als Privatanleger bei einem guten Broker auf günstige ETF-Sparpläne investiert, hat keine/geringe Kosten pro Sparplanausführung (z.B. bei Trade Republic) und geringe jährliche ETF-Gebühren (ca. 0,05%). Beim jährlichen Rebalancing fallen ggf. weitere Tradinggebühren an.
Weiteres Thema Opportunitätskosten Zeit: haben Privatanleger mehr Zeitaufwand für eigene Investitionsentscheidungen oder mehr Aufwand, wenn Sie die Geldanlage an 3te abgeben? Meiner Meinung nach ist die Prüfung der Aktienfonds oder alternativer Anlagemöglichkeit deutlich aufwendiger als das einfache, regelmäßige Investieren in ein ETF-Weltportfolio.
Großanleger hingegen haben extrem hohe Kosten, die der Anleger mitzahlen muss:
- Gewinnerwartung: Banken/Versicherungen sind Gewinn-orientierte Unternehmen, die Finanzprodukte müssen hohe Gewinne erwirtschaften
- Vertriebskosten: die Verkaufsprovision für Finanzprodukte sind extrem hoch (für Lebensversicherung waren das 2018 im Schnitt 4% der Beiträge)
- Gehälter der Investmentmanager
- hohe Administrationskosten: die meisten Banken/Versicherungen haben keine effiziente digitalisierte Infrastruktur, außerdem müssen sie teure Rechenschaftsberichte (BaFin/EZB abgeben), Wirtschaftsprüfer zahlen etc. Selbst ein schlanker Fond braucht zum Beispiel eine Depotbank, eine Kapitalverwaltungsgesellschaft und ein Haftungsdach. Diese Kosten müssen erstmal wieder reingebracht werden.
Die eingesparten Kosten bekommt der Privatanleger in höherer Rendite, deren Zins und Zinseszins zurück (exponentielles Wachstum – siehe Ausbreitung Corona Virus).
4. Du hast keinen Rendite-Nachteil
- Der Informationsvorteil ist nicht vorteilhaft
Einerseits fühlen sich viele Anleger dem Markt überlegen – der klassische Overconfidence-Effekt – 93% der amerikanischen und 69% der schwedischen Autofahrer halten sich selbst für überdurchschnittlich gute Autofahrer – also überschätzen sich 43% und 19% der schwedischen Autofahrer – in einfacherer Rechnung wäre der Durchschnitt 50%. Meine Vermutung ist, dass die Selbstüberschätzung in Anlagedingen noch höher liegt. Unter Fachexperten ist diese Selbstüberschätzung allerdings noch deutlich höher als bei Laien (der Informationsvorteil wird deutlich überschätzt – die Zukunft ist nicht vorhersehbar).
Anderseits fühlen sich einige Kleinanleger professionellen Anlegern unterlegen, weil sie nicht über deren Fülle an Informationen und deren Fachwissen verfügen. Das ist erstmal korrekt: schnellerer Zugang zu Informationen, schnellere Instrumente zum Traden, höhere Ausführungspräzision, besseres Risikomanagement ⇒ Economies of Scale & Scope, diese führen zu einem Informationsvorsprung der Professionellen. Also müssten sie dem privaten Kleinanleger überlegen sein. Wiederholt Wissenschaftlich belegt ist allerdings (Sherdon 1998, Taleb 2007, Hand 2014): Experten-Vorhersagen haben eine sehr geringe Trefferquote. Eine Erklärung wäre, dass in den Details das Große und Ganze verloren geht. Schon Kostolany hat gesagt: „Wenn man über die Einzelheiten zu viel weiß, hat man keinen Überblick mehr über das Ganze.“
⇒ Wahrscheinlich ist , dass die Zukunft schlicht nicht Vorherzusagen ist. Die vorhersehbaren Effekte sind ja schon in den aktuellen Kursen enthalten. Oder hättest Du den Zeitpunkt eines 09/11 oder die Corona-Krise vorhergesehen?
- Statistisch betrachtet performen passive Indexfonds besser als aktiv gemanagte Fonds
2008 begann eine Wette zwischen Warren Buffett und New Yorker Hedgefond-Manager Jeff Tarrant, bzw. dem S&P 500 Index und 5 ausgewählten Hedgefonds. Was denken Sie wer die höhere Rendite einfahren hatte? Tarrant beendete die Wette vorzeitig bei einem Stand von 22% Hedgefonds zu 85% des Indexes. Der Verlierer spendete 1 Mio $ an wohltätige Zwecke und fühlte sich als Gewinner, immerhin hatte er jahrelang Mittagessen mit Buffett realisiert.
Nicht alle Aktien-ETFs überperformen in allen Marktphasen alle aktiv gemanagten Fonds. In Wachstumszeiten haben sie deutliche Vorteile, aber in illiquiden, engen Märkten können auch aktive Fonds sinnvoll sein. Langfristig betrachtet ist das Chancen/Risiko Profil von ETFs vielversprechender, weil die erhöhten Kosten von Fonds im Schnitt nicht überkompensiert werden können. Nassim Taleb bezeichnet erfolgreiche Fondmanager als Narren des Glücks, überdurchschnittliche Investmentgewinne seien größtenteils Glück. Statistisch gesehen gibt es immer Gewinner und Verlierer (s. Lotto). Rick Ferri vergleicht in den USA regelmäßig passive ETFs gegen aktive Fonds, das Ergebnis: 83% der aktiv gemanagten Fonds verlieren risikoangepasst gegen Indexfonds – durchschnittlich um 0,5%.
5. Du bist flexibel & individuell
- Flexibilität: Du möchtest Deine Anlagestrategie ändern, Dein ganzes Geld auf den Kopf hauen oder eine Kite-Surf Schule im Süden aufmachen? Just do it!
Ein Privatanleger hat die vollständige Freiheit und Flexibilität, die Anlagestrategie zu ändern. Falls sich Zinssätze, das globale Wirtschaftssystem oder sonstige unvorhersehbare Umstände ändern, können Privatanleger ihre Assets einfach und schnell neu verteilen.
Deine Renditen aus Aktien-ETFs kannst Du flexibel monetarisieren. Monatsraten können angepasst werden und Positionen können verkauft werden. Im Crash, bzw. wenn die Kurse gerade schlecht stehen, ist dieses zwar wenig vorteilhaft, aber im Crash sinken die meisten Anlageformen (im Corona-Crash sind auch Gold und Bitcoin stark gefallen). Viele Finanzprodukte wie private Altersvorsorge, sind aber geregelt über fixierte monatliche Einzahlungen. Aus einer Immobilie kommst Du schlecht kurzfristig heraus und noch schwerer teilweise heraus und institutionelle Produkte sind noch unflexibler. Anlagen haben fixe Laufzeiten.
- Individualisierbarkeit: Du kannst Deine Anlegestrategie mit der passenden Asset Allocation genau nach Deinem Risikoprofil gestalten
Ein Privatanleger kann sein Risiken/Chancen Profil über gewählte Anlageformen (Tagesgeldkonto, Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe (Gold), Kryptowährungen, Weiterbildungen (Humankapital), Immobilien, etc) beliebig variieren und zusammenstellen. Diese Möglichkeit ist institutionellen Anlegern nicht gegeben. Auch in vielen tollen guten Anlageformen wie dem ARERO Fond ist eine Anpassung nach Risikobereitschaft oder Länge des Investitionshorizonts nicht umsetzbar.
Je mehr Zeit verfügbar ist, desto riskanter kann die Geldanlage sein. Wer noch viel Zeit hat, bis er sein Geld benötigt, kann riskantere Produkte wählen, tut er das nicht, verliert er indirekt langfristig viel Geld.
Fazit
Jetzt ist es Zeit, selber aktiv zu werden, Du hast nicht nur kaum Nachteile gegenüber institutionellen Anlegern sondern sogar Vorteile!
Sowohl als passiver, als auch als aktiver Anleger kannst Du deine Freiheiten oder Kostenvorteile nutzen um Deinen Grundstein für Dein Vermögen zu legen!
Go for it 🙂 ⇒ jetzt oder nie!
Hinweis: Die oben aufgeführten Informationen wurden von mir sorgfältig recherchiert. Wer anderer Meinung ist oder Einwände hat, den bitte ich sehr um Informationen, die hier nicht beachtet wurden.
Ich freue mich auf Diskussionen über: aktien@zeroalpha.de